termine Einfache Sprache

Kinder und Jugendliche

Wir behandeln Kinder und Jugendliche mit unterschiedlichsten Störungsbildern vom Kleinkindalter bis ins hohe Jugendalter. Die logopädische Therapie mit Kindern ist besonders vielseitig.

Kinder oder Jugendliche erhalten jeweils eine individuelle Diagnostik. Anhand der Diagnostik erstellen wir einen individuellen und dem jeweiligen sprachlichen Problem angepassten Therapieplan. Die Eltern oder andere Bezugspersonen werden fortlaufend informiert und bei Bedarf in die Behandlung mit einbezogen.

Wir behandeln folgende Störungsbilder für Kinder und Jugendliche:

Sprachentwicklungsstörungen (SES)

Von einer Sprachentwicklungsstörung spricht man, wenn mehrere sprachliche Bereiche betroffen sind. Es können Schwierigkeiten im Sprachverstehen, im Wortschatz, bei der Grammatik, beim Erzählen, der Aussprache (Phonetisch-/ Phonologische Störung) und der Hörverarbeitung (AVWS) in verschiedener Kombination auftreten. Auch der verspätete Sprach- und Sprechbeginn (Late Talker) kann einer Sprachentwicklungsstörung zu Grunde liegen.

Aussprachestörungen

Das Kind kann einzelne Laute nicht sprechen, ersetzt Laute durch andere (z.B. „Tuh“ anstatt „Kuh“) oder spricht diese nicht korrekt aus. Auch das bekannte „Lispeln“, welches in der Logopädie „Sigmatismus“ genannt wird, fällt unter dieses Störungsbild. Durch standardisierte Testverfahren können wir diagnostizieren wie schwerwiegend die Aussprachestörung ist, ob therapiert werden sollte und bei Bedarf diese durch gezielt eingesetzte Therapiemethoden behandeln.

Auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS)

Kommt es beim Hören zu Einschränkungen, obwohl die Ohren eigentlich gesund sind, kann eine auditive Verarbeitungs- und Wahrnehmungsstörung (AVWS) vorliegen. Dabei sind zentrale Prozesse des Hörens gestört. Das führt dazu, dass Laute nur eingeschränkt erkannt werden und teilweise nur schwer auseinanderzuhalten sind. Diese Fähigkeiten sind beim Erlernen der Lese- und Schreibfähigkeiten allerdings sehr wichtig. Vorschulkindern mit AVWS fällt unter anderem das Reimen und das Silbenklatschen (Silbensynthese) schwer. Auch die auditive Merkfähigkeit ist deutlich herabgesetzt.

Hörstörungen

Im Kindesalter spricht man generell dann von einer Hörstörung, wenn ein Kind im Hauptsprachbereich zwischen 250-4000 Hz einen Hörverlust größer als 20 db (Dezibel) aufweist. Es können bei Kindern Schallleitungsschwerhörigkeiten und Schallempfindungsschwerhörigkeiten unterschiedlichen Schweregrades sowie zentrale Hörverarbeitungs- und Wahrnehmungsstörungen auftreten. Die primäre Behandlung der Hörstörung muss vom Arzt durchgeführt werden. Hier erfolgt die Versorgung mit Hörgeräten und vielfach ist der Einsatz von sogenannten Cochlea Implantaten (CI) angezeigt. Parallel kann logopädisch die Sprachentwicklung mitbehandelt werden. Bei schwerwiegenden Störungsformen oder kompletter Taubheit vor Abschluss der Sprachentwicklung ist es besonders wichtig, dass das Kind sprachtherapeutisch betreut wird. Darüber hinaus kann das Erlernen von Gebärden eine wichtige Hilfe sein. Die logopädische Behandlung umfasst alle Bereiche der Sprache und ist somit sehr umfangreich.

Myofunktionelle Störung (MFS)

Bei einer myofunktionellen Störung ist die Zungen-, Lippen- und Gesichtsmuskulatur nicht ausreichend gestärkt. Dadurch hat sich eine falsche Zungenlage, ein fehlerhaftes Schluckmuster, ein fehlender oder mangelhafter Mundschluss / Mundatmung oder bereits eine fehlerhafte Zahnstellung ergeben. Auch kann eine Aussprachestörung (meist bei /s/, /sch/, aber auch bei /d/, /t/, /l/, /n/) mit einhergehen. Von besonderer Bedeutung ist hierbei der Schluckvorgang. Wenn die Zunge beim Schlucken anstatt gegen den Gaumen gegen oder zwischen die Zähne drückt, führt dies zu einem unausgewogenen Muskelgleichgewicht (abweichender Schluckvorgang). Dies kann sich wie folgt äußern: Fehlstellungen der Zähne (offener Biss), Deformationen im Knochenwachstum des Kiefers, Rückfälle nach Zahn- oder Kieferregulierungen.

Kau-/ Schluck-/ Fütterstörungen

Kindliche Schluckstörungen (Dysphagien) können vom Säuglingsalter an in jeder Altersstufe auftreten. Bei Schluckstörungen ist zumeist sowohl die Beweglichkeit der Mundmotorik als auch die Wahrnehmung (Sensibilität) im Gesicht, im Mundinnenraum und im Rachen betroffen. Durch die Beeinträchtigung der Bewegungen und der gestörten Sensibilität ist die Abstimmung (Koordination) zwischen den für das Schlucken wichtigen Muskeln gestört.

Bei einem Säugling zeigt sich dies darin, dass er beim Trinken aus der Flasche oder an der Brust häufig hustet, sich verschluckt oder auch seine Atmung unterbricht, evtl. bis zum Atemstillstand. Auch kann das Saugen zu schwach sein, um selbständig ausreichend Milch trinken zu können. Insbesondere Frühgeborene mit kindlicher Dysphagie zeigen diese Schwierigkeiten häufig bei ihren ersten Trinkversuchen.

Bei Kleinkindern kann es zu kindlichen Schluckstörungen oder Kau- und Fütterstörungen kommen. Die Aufnahme, Verarbeitung und der Transport von Breikost oder fester Nahrung sowie von Flüssigkeit und Speichel können beeinträchtigt sein. So kann z. B. feste Kost nicht angemessen gekaut und eingespeichelt werden, um sie dann sicher abschlucken zu können. Vor oder während des Schluckens besteht die Gefahr, dass flüssige oder feste Nahrung in die Luftröhre (Aspiration) kommt.

Stottern

Stottern beginnt meist im Alter zwischen 2 und 5 Jahren. Kinder, die stottern, verlieren für Momente die Kontrolle über ihr Sprechen. Stottern äußert sich in Form von unfreiwilligen Wiederholungen (Ka-ka-ka-katze), Verlängerung von Lauten (Mmmmmmaus) und Blockierungen, bei denen die Sprechbewegung völlig „steckenbleibt“ (--------apfel).

Stottern ist in aller Regel keine Verhaltensauffälligkeit mit psychischen Ursachen, sondern hat organische Gründe.

Mutismus

"Marie spricht im Kindergarten nicht! Dabei kann sie sich zu Hause schon verständlich ausdrücken. Zuerst haben wir gedacht, dass sie etwas Zeit braucht, sich im Kindergarten vertraut zu machen, aber nach 3 Monaten hat sich noch nichts Wesentliches verändert!"

So beschreiben Eltern oder Erzieherinnen das Verhalten selektiv mutistischer Kinder. Selektiver Mutismus bedeutet, dass Kinder unter bestimmten Bedingungen nicht sprechen können. In anderen Situationen aber altersgerecht sprechend kommunizieren. In einem spezifisch für das Kind gestalteten Therapiesetting erhält es Gelegenheit, seine kommunikativ-pragmatischen Kompetenzen zu erweitern und auch außerhalb der Familie zu erproben. Behutsam wird es angeleitet, seine sprachlichen und emotionalen Grenzen zu erweitern und gegebenenfalls auch seine sprachlichen Defizite zu überwinden.

Die Beratung und Einbeziehung der Eltern aber auch anderer Systeme wie Kindergarten, Schule etc. durch begleitende Angehörigengespräche bzw. aufsuchendes Networking sind gleichfalls unerlässlich.

Stimmstörungen

Bei einer Stimmstörung hat das Kind/ der Jugendliche eine heisere, raue, gepresste oder angestrengte Stimme. In der Therapie mit Kleinkindern und Kindergartenkindern steht die Aufklärung, Beratung und die Anleitung der Eltern im Vordergrund. Ziel der logopädischen Therapie ist es, die Kommunikationsfähigkeit des Kindes durch eine anstrengungsfreie und belastungsfähige Stimme zu verbessern, das Selbstwertgefühl des Kindes zu fördern und Freude an der physiologischen Stimmgebung zu wecken.

Kindliche Aphasien/ Dysarthrien

Eine kindliche Aphasie/ Dysarthrie liegt vor, wenn Kinder durch eine akute Hirnschädigung einen teilweisen oder auch vollständigen Verlust der bis dahin erworbenen sprachlichen Fähigkeiten erleiden. Bei einer Aphasie können unter anderem Störungen der Spontansprache mit Wortfindungsstörungen, Laut- oder Wortverwechslungen (Paraphasien) sowie Sprachverständnisprobleme auftreten oder Wörter können nicht mehr grammatisch richtig verwendet werden (Agrammatismus). Probleme im Bereich der Schriftsprache sowie Auffälligkeiten in den Bereichen Kommunikation und Pragmatik sind ebenfalls oft zu beobachten.

Lippen-Kiefer-Gaumensegelspalte (LKGS)

Bei Kindern mit Lippen-,Kiefer-,Gaumen-, Segelfehlbildungen (LKGS) ist die mündliche Kommunikation durch Veränderungen der Sprechatmung, des Stimmklangs und der Aussprache beeinträchtigt.

Bereits im Säuglingsalter, vor allem in den ersten Lebenstagen, können unterschiedlich ausgeprägte Probleme beim Saugen auftreten, die die Ernährung anfangs erschweren und die Eltern stark fordern. Wenn die betroffenen Kinder zu lautieren und später Wörter zu sprechen beginnen, klingt der Stimmklang häufig hypernasal (Rhinophonie) oder auch rau, heiser oder überhaucht, wenn die Kinder ihre Stimmbänder zu stark beanspruchen.

Wir bieten u.a. folgende spezifische Therapiemethoden an:

Orofaziale Regulationstherapie nach Castillo Morales (ORT)

"Bei der orofazialen Regulationstherapie nach Castillo Morales soll die Koordination der Mundmotorik im Zusammenspiel mit den übrigen Organsystemen des Körpers verbessert werden. Die physiologischen Abläufe von Saugen, Beißen, Kauen und Schlucken werden dabei durch spezifische Techniken der sensorischen Stimulation wie z. B. Berühren, Streichen, Zug, Druck, Vibration der mimischen Muskulatur und der Zungenbeinmuskulatur sowie durch Massage von Zahnfleisch und Gaumen oder Einsatz von technischen Hilfsmitteln stimuliert. Die Basis bildet eine ausreichende Kopf- und Körperhaltungskontrolle, die zunächst erarbeitet werden muss." (zitiert aus: Stellungnahme der Deutschen Gesellschaft für Neuropädiatrie, Kurzfassung — Kommission zu Behandlungsverfahren bei Entwicklungsstörungen und zerebralen Bewegungsstörungen; Monatszeitschrift Kinderheilkunde 8/2005)

Myofunktionelle Therapie (MFT)

Ziel der Myofunktionellen Therapie (MFT) ist die korrekte Ruhelage der Zunge, ggf. der Mundschluss und das richtige Schlucken.
Es werden Wahrnehmungsübungen für den Mundraum, Übungen zur Verbesserung der Zungen- und Lippenruhelage, Zungen- und Lippenübungen, Ansaug- und Schluckübungen aber auch Ganzkörperübungen durchgeführt.

Heidelberger Elterntraining (HET)

Das »Heidelberger Elterntraining zur frühen Sprachförderung« richtet sich an Eltern zwei- bis dreijähriger Kinder, die eine deutlich verzögerte sprachliche Entwicklung aufweisen.

Es ist ein strukturiertes sprachbasiertes Gruppenprogramm mit einem Nachschulungstermin nach ca. einem halben Jahr.
Das Ziel des Trainings besteht in der Stärkung der Kompetenz der Eltern als wichtigste Bezugspersonen und Kommunikationspartner des Kindes. Sie werden für einen sprachfördernden Umgang im Alltag sensibilisiert und gezielt im Einsatz von Sprachlehrstrategien geschult.